Am nächsten Tag hörte Tharaostra etwas das ihn sehr erschrak. Eine Wahrheit, über die er viel nachgedacht und die sich für ihn als eindeutig und unmissverständlich herausgestellt hatte, wurde auf ein Mal von allen verleumdet. Es war Tharaostra, als wäre die Welt aus ihren Angeln gebrochen und alle Gesetze und Regel in ihr seien wertlos geworden. Es gab zwar ebenso wie früher viele Bekannte, die seiner Meinung waren, aber der Rest der Welt, all die Menschen die er nicht kannte, schienen auf ein mal anderer Meinung.
Und darauf begann Tharaostra sich in seiner Verwirrung abermals mit dieser Wahrheit zu beschäftigen und sie auf die Probe zu stellen. Und er überdachte sie viele Tage sehr gründlich, wie er es stets in solchen Fällen getan hatte. Aber er konnte keinen Zweifel seines Inneren entdecken. So begann er denn die Argumente zu prüfen, welche die Welt ihm offenlegte. Und einige waren darunter, die ihm plausiebel erschienen, zumeist unverrückbare Wahrheiten – Fakten deren pure Existenz alleine mit einer so großen Intensität auf ihn einwirkten, dass er kaum zwiefeln konnte. Aber es gab trotzdem Ungereimtheiten. Es war, als würde man Kirschen an einem Apfelbaum wachsen sehen, der hoch über einem geheiligten Abgrunde wächst. Man konnte es weder glauben noch verstehen, aber die Kirschen waren da – man konnte sie von Fernen sehen. Und eben so erging es Tharaostra! Er sah die Kirschen am Apflebaum, konnte sich dies aber nicht selber erklären. Also musste er glauben, was man ihm sagte. Und man sagte ihm das, was am naheliegendsten war, die Kirschen wachsen nuneinmal an diesem Apfelbaum. Und Schuld daran sind die Prister, die gebetet haben, es mögen Kischen wachsen an diesem Apfelbaume.
Doch dann war es als träfe Tharaostra einen Gärtner, der sehr bewandert war in Dingen die die Bäume in den Gärten der Menschen angingen, und auch, so behauptete er, in den Dingen die diesen Baum angingen.
„Diese Kirschen wachsen nicht an diesem Baum, sie wurden lediglich von einem guten Kletterer und Akrobaten an den Baum gehängt!“
Doch die Menge, die den Pristern zuhörte und ihnen huldigte ob ihrer Größe, hörte ihn nicht. Und sie ignorierte ihn nicht nur, sondern beschimpfte ihn, ebenso wie es auch die Prister taten:
„Seht diesen Thor, er glaubt eine einfache menschliche Erklärung zu haben für göttliche Werke, für die sein Verstand nicht gemacht ist, und die sein Neid nicht akzeptieren kann. Und so klammert er sich an einen Halm, welcher Gewohnheit und Erfahrung heißt, und spottet uns. Zerbrecht diesen Halm, und so Gott es will, werden wir euch in unsere erlesene Mitte aufnehmen. Und ihr werdet von Glaubenden zu Verstehenden. Ihr werden Verstehende des neuen Glaubens werden, wenn ihr nur glaubt und diesen unwissenden Gärtner, der nichts von heiligen Bäumen versteht, keine Beachtung schenkt.“
So wandelte dieser Gärtner umher, sprach zu den Menschen und verteielte Schriften. Doch niemand hörte ihn an.
Tharaostra beobachtete dieses Schauspiel und Gerede von Weiten, doch als er an der Stelle war, wo zuvor der Gärtner sich befand, fand er nur noch dessen Schriften vor. Und so hob er neugierig eine vom Boden auf und las. Es war nur ein kleines Schreiben, in dem zu einer Veranstalltung eingeladen wurde, zu der sich all diejenigen treffen würden, die nicht an den Apflebaum mit den Kirschen glauben.