Archive for Januar, 2016


Am nächsten Tag hörte Tharaostra etwas das ihn sehr erschrak. Eine Wahrheit, über die er viel nachgedacht und die sich für ihn als eindeutig und unmissverständlich herausgestellt hatte, wurde auf ein Mal von allen verleumdet. Es war Tharaostra, als wäre die Welt aus ihren Angeln gebrochen und alle Gesetze und Regel in ihr seien wertlos geworden. Es gab zwar ebenso wie früher viele Bekannte, die seiner Meinung waren, aber der Rest der Welt, all die Menschen die er nicht kannte, schienen auf ein mal anderer Meinung.

Und darauf begann Tharaostra sich in seiner Verwirrung abermals mit dieser Wahrheit zu beschäftigen und sie auf die Probe zu stellen. Und er überdachte sie viele Tage sehr gründlich, wie er es stets in solchen Fällen getan hatte. Aber er konnte keinen Zweifel seines Inneren entdecken. So begann er denn die Argumente zu prüfen, welche die Welt ihm offenlegte. Und einige waren darunter, die ihm plausiebel erschienen, zumeist unverrückbare Wahrheiten – Fakten deren pure Existenz alleine mit einer so großen Intensität auf ihn einwirkten, dass er kaum zwiefeln konnte. Aber es gab trotzdem Ungereimtheiten. Es war, als würde man Kirschen an einem Apfelbaum wachsen sehen, der hoch über einem geheiligten Abgrunde wächst. Man konnte es weder glauben noch verstehen, aber die Kirschen waren da – man konnte sie von Fernen sehen. Und eben so erging es Tharaostra! Er sah die Kirschen am Apflebaum, konnte sich dies aber nicht selber erklären. Also musste er glauben, was man ihm sagte. Und man sagte ihm das, was am naheliegendsten war, die Kirschen wachsen nuneinmal an diesem Apfelbaum. Und Schuld daran sind die Prister, die gebetet haben, es mögen Kischen wachsen an diesem Apfelbaume.

Doch dann war es als träfe Tharaostra einen Gärtner, der sehr bewandert war in Dingen die die Bäume in den Gärten der Menschen angingen, und auch, so behauptete er, in den Dingen die diesen Baum angingen.

„Diese Kirschen wachsen nicht an diesem Baum, sie wurden lediglich von einem guten Kletterer und Akrobaten an den Baum gehängt!“

Doch die Menge, die den Pristern zuhörte und ihnen huldigte ob ihrer Größe, hörte ihn nicht. Und sie ignorierte ihn nicht nur, sondern beschimpfte ihn, ebenso wie es auch die Prister taten:

„Seht diesen Thor, er glaubt eine einfache menschliche Erklärung zu haben für göttliche Werke, für die sein Verstand nicht gemacht ist, und die sein Neid nicht akzeptieren kann. Und so klammert er sich an einen Halm, welcher Gewohnheit und Erfahrung heißt, und spottet uns. Zerbrecht diesen Halm, und so Gott es will, werden wir euch in unsere erlesene Mitte aufnehmen. Und ihr werdet von Glaubenden zu Verstehenden. Ihr werden Verstehende des neuen Glaubens werden, wenn ihr nur glaubt und diesen unwissenden Gärtner, der nichts von heiligen Bäumen versteht, keine Beachtung schenkt.“

So wandelte dieser Gärtner umher, sprach zu den Menschen und verteielte Schriften. Doch niemand hörte ihn an.

Tharaostra beobachtete dieses Schauspiel und Gerede von Weiten, doch als er an der Stelle war, wo zuvor der Gärtner sich befand, fand er nur noch dessen Schriften vor. Und so hob er neugierig eine vom Boden auf und las. Es war nur ein kleines Schreiben, in dem zu einer Veranstalltung eingeladen wurde, zu der sich all diejenigen treffen würden, die nicht an den Apflebaum mit den Kirschen glauben.

Die Zeit vergeht, die Erde dreht sich unaufhaltsam und die Sonne geht jeden Tag aufs neue auf. Nur sieht man das nicht immer.

Und so ähnlich ist es auch im Leben. Es geht bergauf, es geht bergab, es geht hin und her und drunter und drüber.

Und so war es auch bei mir. Wobei es sich viel zu lange Zeit auf einem relativ niedrigen Niveau auf und ab bewegte. Aber letzendlich hab ich wohl vor einiger Zeit die Kurve gekrigt. Auch wenn die Selbstwahrnehmung wohl nicht auf dem Vorniveau gelandet ist, so ist sie doch auf einem guten Stand und deutlich gefästigt. Es kann also wieder bergauf gehen. Und um dies vielleicht ein wenig zu unterstützen, aber auch weil mir einfach danach ist, will ich wieder ein wenig schreiben. Auch weil es so schön ist, alte Texte wieder zu lesen. Und irgendwann sind schließlich alle Texte alt.

Meine Ansichten haben sich sicher ein wenig verändert, mein Horizont ist weiter geworden, meine Überzeugungen haben sich hoffentlich nicht zu sehr versteift, mein Gedanken können gerne wieder ein wenig weitere Kreise ziehen, meine Einsichten sind vermutlich etwas aufgeweicht und alles ist ein Stück weit einem gewissen Pragmatismus gewichen. Nichts desto Trotz bin ich glaube auch ein Stück offener geworden und habe mein Interessensgebiet ein wenig verschoben, vor allem aber auch erweitert.

Es ist an der Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen! Weniger in meinem Leben, als vielmehr in meinem Kopf. Ich muss wieder ein wenig Anschluss finden an die Welt und mich langsam aus meiner Beobachterposition lösen. Aber es ist selten ein Prophet vom Himmel gefallen, und daher werden wir sehen, was die Zeit bringt. Ich werde versuchen kleine Schritte langsam zu Gewohnheit werden zu lassen und mich almählich zu steigern.